„Wem nützt der Südlink?“

Der Vorstand des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen gegen SuedLink (von links): Siegfried Lemke, Veronika Papenhagen-Stannik, Guntram Ziepel und Maria Quanz zu Gast im Grünen Zentrum.

"Sind gigantische Gleichstromübertragungsleitungen (HGÜ) tatsächlich für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Deutschland/Niedersachsen notwendig oder dienen sie hauptsächlich den wirtschaftlichen Interessen der vier Übertragungsnetzbetreibern Tennet und anderen?" Diese und viele weitere dringende Fragen zum Netzausbau wurden bei einem fast zweistündigen Gespräch zwischen Volker Bajus, dem Energiepolitischen Sprecher B90/Die Grünen im Niedersächsischen Landtag, und dem Vorstand des Bundesverbandes der Bürgerinitiativen gegen SuedLink (BBgS) ausführlich diskutiert, an dem auch der Vertreter des Umweltschutzvereins, Siegfried Lemke, teilnahm.

"Die Betrachtung des Themas "HGÜ-Leitungsbau" im Rahmen der Energiewende ist zu kurz gedacht", darüber waren sich alle Beteiligten einig. Denn Industrieinteressen spielen hierbei ebenso eine zentrale Rolle, wie der Versuch der großen Energiekonzerne künftig auch bei Erneuerbaren Energien die Vorrangstellung in der Energieversorgung einzunehmen.

"Ausgehend von der Fragestellung: ‚Wie kann Energieversorgung in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität gewährleistet werden, wenn keine fossilen Energieträger mehr zur Verfügung stehen?‘, wird bereits heute deutlich, dass eine rationale Energiewende ein Gesamtkonzept erfordert, dessen Basis die fünf Säulen, Erzeugung, Speicher, Transport, Verbrauch und Bezahlbarkeit darstellen. Wichtig ist, vom Ziel her zu denken, der 100-prozentigen Versorgung mit Erneuerbaren Energien.", erläuterte Verbandssprecher Guntram Ziepel den konzeptionellen Grundgedanken für eine erfolgreiche Energiewende ganz nach dem Verständnis einer breiten Bürgerbewegung.

Deckungsgleich mit den Forderungen von B90/Die Grünen war auch die Einschätzung des BBgS, dass der Fokus der Energiewende verstärkt auf den Auf- und Ausbau dezentraler/regionaler Strukturen und einer intelligenten Vernetzung des Verteilnetzes gerichtet werden müsse. Die gezielte Förderung dezentraler Energiekonzepte beinhalte ebenso einen gemeinsamen Energieentwicklungsplan für Strom und Gas, wie die Bereitschaft der beteiligten Verteilnetzbetreiber untereinander zu kooperieren. Die "Power to Gas"-Technologie sei dabei der Schlüssel, um Windstromüberschüsse im Gasnetz speichern und transportieren zu können. Dies führe letztendlich zu einer enormen wirtschaftlichen Stärkung der Regionen.

Viele Argumente des BBgS würden daher gegen die derzeit herrschende Planungshoheit der vier Übertragungsnetzbetreiber sprechen und konnten auch Volker Bajus nachdenklich stimmen. Eine Entkoppelung der Stromnetzplanungen (Bedarfsermittlung, Planung, Bau, Betrieb) würde vorrangig im Interesse der Bevölkerung liegen, könne insgesamt zu mehr Akzeptanz führen und gleichzeitig den bislang geplanten, überdimensionierten Netzausbaus reduzieren. Da auch namhafte Energieexperten diese These unterstützen, meint der Bundesverband, dass letztendlich auf reine Punkt-zu-Punkt-Verbindungen in HGÜ-Technik über weite Strecken, wie den SuedLink, verzichtet werden könne.