Wolfsrisse in Niedersachsen: Schweden-Modell sollte eingeführt werden

In den vergangenen Wochen sind in größerer Anzahl Pferde und andere Weidetiere in der Region Hannover von Wölfen angegriffen und gerissen worden. Der letzte Fall spielte sich in der Nacht zu Mittwoch auf einer Weide im Gewerbegebiet in Hülptingsen ab. Dort sind 19 Schafe gerissen worden, von ihnen waren acht sofort tot.

"Durch diese zum Teil tödlichen Angriffe entsteht eine neue Sachlage in der Region. Das Jahr 2020 kann als Wendepunkt angesehen werden. Aus einer akademischen Diskussion ist bitterer Ernst geworden", so die CDU Fraktion in der Region Hannover.

"Auf diese neuen Entwicklungen muss die Politik zeitnah, angemessen und zielgerichtet reagieren: Die Einführung des ‚Schweden-Modells‘ wäre ein angemessener und notwendiger Schritt", so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU-Fraktion Region Hannover, Oliver Brandt.

Was ist das "Schweden-Modell"? In Schweden ist der Rechtsrahmen für den Schutz des Wolfes und anderer geschützter Arten im schwedischen Umweltgesetz festgelegt. Der strenge Schutz des Wolfes ist ferner in der Jagdgesetzgebung geregelt. Im Jahr 2009 hat Schweden beschlossen, die Lizenzjagd auf Wölfe zu autorisieren. Die SEPA (schwedische Umweltschutzbehörde) ermittelt hierbei jährlich die Jagdquote auf der Basis von Vorhersagemodellen, die auch die versehentliche Tötung von Wölfen im Verkehr und andere Unfälle berücksichtigt. Zwei Gruppen von Wissenschaftlern kamen zu dem Ergebnis, dass der Referenzwert für Wölfe in Schweden bei 300 liegt. Besteht also die Population aus mehr als 300 Wölfen, wird ein günstiger Erhaltungszustand festgestellt. Daraus folgt, dass Wölfe aus dem Bestand genommen werden.

"Die Gefahr durch den Wolf ist massiv in den letzten Wochen gestiegen. Ein ‚Weiter so‘ kann es nicht geben. Deswegen ist für mich und meine Fraktion klar: das Schweden-Modell sollte eingeführt werden. Ein nachvollziehbarer Referenzwert für Wölfe in Niedersachsen und dazu eine jährliche Jagdquote werden die angespannte Situation entschärfen", so Oliver Brandt aus Burgdorf.

Das Schweden-Modell habe mehrere Vorteile. Durch die Einführung dieses Modells könne der Schutz von Pferden und anderen Tieren deutlich erhöht werden. "Denn wenn der Referenzwert überschritten wird, sind die nächsten Schritte eindeutig und klar festgelegt", so Brandt.

Ein weiterer Vorteil sei, dass die "Wolfsdebatte" deutlich entpolitisiert wird. "Die Politik einigt sich auf ein nachvollziehbares Vorgehen, das im Idealfall von allen Seiten mitgetragen wird", erklärt er.

Des Weiteren werde durch dieses Modell die Akzeptanz des Wolfes in der Region Hannover und in Niedersachsen deutlich erhöht. Denn die unkontrollierte Vermehrung der Wölfe werde gestoppt. "Die Bürgerinnen und Bürger wissen, dass es wirkungsvolle Regeln gibt, die das Risiko von Wolfsangriffen deutlich minimieren", so Brandt.

"Die Region Hannover ist Pferderegion, das muss auch so bleiben. Es kann nicht sein, dass die Angst bei Reiterinnen und Reitern immer mehr zunimmt und die Politik schaut einfach zu. Ich werde mich massiv für den Schutz der Pferde einsetzen. Umweltminister Lies sollte dies auch tun", so Brandt abschließend. 

Ein Kommentar

  • Annegret Sproesser

    Das setzt erst einmal voraus, dass die Vorausetzungen der Schutzjagd der FFH-Richtlinie in nationales Recht umgesetzt werden. Das wurde bisher versäumt.
    Als Zweites muss die Expertenkommission, die die Obergrenze festlegt aus fachkundigen Wildbiologen bestehen unter Ausschluss selbsternannter Experten unterschiedlichster Couleur.
    Als Zukunftsaussicht ist zu wünschen, dass Frau Schulze oder wer auch immer in deren Funktion des Bundesumweltministeriums sitzt, zutreffende aktuelle Wolfsbestände nach Brüssel meldet. Nicht wie letztes Jahr, den bestand von 2015. Die Tierhalter leben im Jahr 2020 und haben heute Probleme mit Wölfen. Wir leben alle nicht mehr im Jahr 2015!