Gibt es einen Unterschied zwischen der Sicherheit auf mobilen Plattformen und herkömmlichen Webseiten?
Smartphones und Tablets nehmen einen festen Platz in unserem Alltag ein. Viele Menschen nutzen diese mobilen Endgeräte nicht mehr als Ergänzung zum Computer oder Laptop, sondern als eigenständiges Universalgerät1. Hierzu tragen insbesondere die inzwischen erschwinglichen Datenvolumen bei, die derart viele Gigabyte bieten, dass die Verbindung mit einem WLAN nicht mehr benötigt wird. So kann man auch unterwegs etwas googeln, bei WhatsApp chatten oder sein Bankkonto checken. Noch vor zehn Jahren hätte man diese Tätigkeiten eher vermieden und lieber im heimischen WLAN erledigt.
Auf diese Entwicklung reagieren auch die Betreiber von Onlineangeboten und bieten ihre Leistungen immer häufiger in eigenen mobilen Apps oder für mobile Geräte optimierten Webseiten an. Denn ohne diese Optimierung dürften die Besucher, die von einem Smartphone oder Tablet auf die Webseite zugreifen, diese schnell verlassen, da sich die Darstellung oft auf kleineren Bildschirmen oft verschiebt oder die Benutzer die Oberfläche nur schlecht bedienen können, was die Freude beim Surfen deutlich schmälert.
Technische Laien verkennen häufig den nötigen Sicherheitsaspekt, obwohl sie dies vielleicht sollten. Ob es aus sicherheitstechnischer Sicht einen Unterschied zwischen mobilen Plattformen und herkömmlichen Websites gibt und wie man diesen am besten begegnet, betrachten wir in diesem Artikel.
Zu Schwachstellen kommt es immer wieder
Sicherheitslücken lassen sich leider nicht ganz vermeiden. Immer wieder identifizieren Experten Schwachstellen, die dann schnellstmöglich beseitigt werden müssen. Selbst der Deutsche Bundestag wurde 2015 Opfer von großangelegten Hackerangriffen mit weitreichenden Folgen2. Ein anderes Beispiel für einen solchen sicherheitsrelevanten Fall ereignete sich 2025, als die IT-Expertin Lilith Wittmann schwere Sicherheitslecks in verschiedenen Onlinecasinos fand und diese den zuständigen Aufsichtsbehörden mitteilte3.
Der Dienstleister der betroffenen Casinos teilte später mit, dass die Sicherheitslücken geschlossen und die Casinos wieder online seien. Die Spieler sollten sicherheitshalber ihre Passwörter ändern, es gäbe aber keine Hinweise darauf, dass ihre Daten bereits in falsche Hände geraten wären.
Nichtsdestotrotz führen solche Fälle bei den Nutzern zu Skepsis, wodurch viele möglichst wenige bis keine privaten Daten im Netz hinterlassen und darüber informiert sein möchten, auf welchen Webseiten der Besuch als sicher eingestuft wird und worauf sie achten sollten.
Webapps vs. native Apps
Webapps4, die über handelsübliche Browser erreicht werden können, nutzen Programmiersprachen wie HTML, CSS und JavaScript. Diese ermöglichen eine plattformübergreifende Nutzung, da sie auf jedem Gerät mit einem Browser und einem Internetzugang laufen. Aus Entwicklersicht punkten die Webapps zusätzlich durch ihre einfache Wartung, da Änderungen zentral auf dem Server vorgenommen und sofort für alle Nutzer verfügbar werden. Zudem erfordern sie keine Installation, was Speicherplatz auf den Geräten spart. Allerdings hinken die Webapps oft bei der Leistung hinterher, da sie auf Browser angewiesen sind und nur eingeschränkt auf Gerätefunktionen wie die Kamera oder GPS zugreifen können. Ohne eine Internetverbindung gestaltet sich ihre Funktionalität meist als stark eingeschränkt, denn ohne Internet können nur Websites aufgerufen werden, die zuvor lokal gespeichert wurden.
Native Apps4 hingegen werden speziell für Plattformen wie iOS oder Android entwickelt und direkt auf dem Smartphone oder Tablet installiert. Sie bieten eine optimierte Performance und einen nahtlosen Zugriff auf Hardwarefunktionen, wodurch sie sich für anspruchsvolle Anwendungen wie Spiele oder AR-Tools eignen. Sobald die Nutzer der App die erforderlichen Befugnisse erteilt haben, beispielsweise für die Kamera und das Mikrofon, um Sprachnachrichten oder Videos zu senden, stehen diese Funktionen der App ohne Verzögerung zur Verfügung.
Der Nachteil bei den nativen Apps liegt in ihren höheren Entwicklungskosten, da separate Versionen für jede Plattform wie Android oder iOS benötigt werden. Die Updates fallen ebenfalls komplizierter aus, da diese über die App Stores verteilt und auf jedem Gerät einzeln installiert werden müssen. Ein hybrider Ansatz, etwa durch Frameworks wie Flutter, kombiniert Vorteile beider Welten, indem es die plattformübergreifende Entwicklung mit der nativen Leistung verbindet.
Die Wahl zwischen Web- oder nativen Apps hängt aus Sicht der Anbieter also von den Anforderungen, dem Budget und der Zielgruppe ab. Die Zielgruppe verfolgt dabei ein Ziel: Sie möchte ein reibungsloses und sicheres Nutzungserlebnis genießen.
Wie sieht die Sicherheit der Apps aus?
Auf einem Smartphone sorgt das Betriebssystem für einen gewissen Schutz. Apple beispielsweise hat ein strenges System implementiert: Jede App wird geprüft, bevor sie in den App Store gelangt, was die Wahrscheinlichkeit für schädliche Software reduziert. Android bzw. der Google Play Store nehmen ebenfalls Sicherheitsprüfungen vor, gelten jedoch als weniger restriktiv als Apple. Dies bietet mehr Freiheit für die Anbieter, aber auch Risiken, etwa bei Apps, die außerhalb des Google Play Stores heruntergeladen werden. Denn die Apps können auf sensible Daten und Funktionen wie die Kontakte, das Mikrofon oder den Standort zugreifen, was nützliche Funktionen der Apps ermöglicht, jedoch auch Missbrauch ermöglicht.
Die Nutzer sollten deshalb darauf achten, welche Berechtigungen sie nach der Installation einer App erteilen und diese ggf. auch wieder entziehen5. Eine Taschenlampenapp, die auf Nachrichten und Kontakte zugreifen will, sollte sofort Misstrauen wecken. Bei einer Messagingapp, die auf das Telefonbuch zugreifen will, wäre dies wiederum nötig, um die App für ihren Zweck überhaupt nutzen zu können.
Die Websites wiederum laufen in einem Browser, der wie ein Schutzschild wirkt. Er trennt die Webseite vom Gerät, so dass sie nicht ohne weiteres auf Fotos oder Dateien zugreifen kann. Moderne Webseiten nutzen zusätzlich das Verschlüsselungsprotokoll HTTPS, das die übertragenen Daten schützt, etwa beim Onlineshopping oder dem Einloggen in Webseiten. Das kleine Schloss-Symbol in der Adressleiste zeigt, dass die Verbindung verschlüsselt und damit sicher ist. Das „https“ zu Beginn einer Webadresse weist darauf hin, dass es sich um eine sichere SSL-Verschlüsselung handelt. Dennoch können auch auf Webseiten Daten durch Dritte abgegriffen werden, etwa durch Werbung oder externe Inhalte, die Schwachstellen bergen können, wenn diese nicht sorgfältig entwickelt wurden.
Welche Plattform ist sicherer?
Nun kennen wir die Unterschiede, doch welche Variante bietet den Endanwendern mehr Sicherheit? Diese hängt bei mobilen/nativen Apps und normalen Websites/Webapps von mehreren Faktoren ab, wobei keine der beiden pauschal als sicherer gelten kann. Insgesamt kommt es darauf an, welche App oder Website zu welchem Zweck eingesetzt werden soll und welche Sicherheitsmaßnahmen der Anwender zusätzlich nutzt.
Mobile Apps profitieren von der geschlossenen Umgebung der Betriebssysteme, in der Regel iOS oder Android. Sie nutzen Sicherheitsmechanismen wie Sandboxing und strenge Prüfungen der App Stores, die das Risiko von Malware reduzieren. Zudem ermöglichen sie den Einsatz von Gerätefunktionen wie biometrischer Authentifizierung, was den Schutz sensibler Daten erleichtert. Allerdings spielen nicht alle mobilen Geräte Sicherheitsupdates automatisch auf, sodass diese schnell vergessen werden können. Auch Downloads aus unsicheren Quellen bergen Risiken für die Anwender.
Websites hingegen entpuppen sich als anfälliger für webbasierte Angriffe wie Cross-Site-Scripting (XSS) oder SQL-Injections, besonders wenn sie nicht über HTTPS und modernen Sicherheitsprotokollen verfügen. Laut dem Verizon Data Breach Report 20256 zeichnen Webapps für einen großen Teil der Datenlecks verantwortlich, oft durch gestohlene Zugangsdaten. Bei den Sicherheitsupdates punkten Webseiten jedoch, da diese zentral und sofort auf dem Server eingespielt und von den Endnutzern gebraucht werden können. Allerdings fehlt die strenge Kontrolle durch App Stores, weshalb die Qualität der Webseiten über deren Sicherheit entscheidet.
Ob Webapps oder native Apps mehr Sicherheit bieten, hängt also vom Kontext ab. Während mobile Apps oft sicherer bei sensiblen Anwendungen wie Bankingapps abschneiden, eignen sich Webseiten eher für weniger kritische Inhalte. Regelmäßige Updates, eine starke Verschlüsselung und sichere Programmierpraktiken bleiben bei beiden Varianten essenziell.
Was kann man selbst tun?
Praktisch gesehen lassen sich weder mobile Anwendungen noch normale Webseiten aus dem heutigen Alltagsleben wegdenken. Die meisten Menschen werden beide weiterhin nutzen, und wer seine Sicherheit erhöhen möchte, sollte sie verschiedene Sicherheitsmaßnahmen beachten. Denn eine gute Technik allein reicht nicht, das eigene Verhalten entscheidet ebenfalls über die Sicherheit.
Auf Smartphones sollten die Apps nur aus vertrauenswürdigen Quellen wie dem App oder Google Play Store heruntergeladen werden. Bevor eine App installiert wird, lohnt sich ein Blick auf die angeforderten Berechtigungen, die Verschlüsselung und mögliche Datenlöschung.
Ein starkes Passwort oder biometrische Sperren wie per Gesichtserkennung oder Fingerabdruck schützen zusätzlich. Auch Updates sollten nicht ignoriert, sondern installiert werden, da sie erkannte Sicherheitslücken schließen. Wer Updates stets deaktiviert, zum Beispiel, um Speicherplatz zu sparen, nutzt anhaltend veraltete und potentiell gefährliche Versionen. Wer unterwegs ist, sollte das öffentliche WLAN meiden oder eine VPN verwenden, um die Verbindung ins World Wide Web abzusichern.
Bei Webseiten sollten ebenfalls einige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden. Die Adressleiste sollte zu jeder Zeit „https“ und ein Schloss-Symbol anzeigen. Links in verdächtigen E-Mails oder Nachrichten sollten Anwender meiden. Wenn sie sich auf einer Webseite anmelden möchten, sollten sie dies besser über die Adresszeile oder ein selbst gesetztes Lesezeichen zu einer vertrauenswürdigen Adresse tun. Auf jeder Webseite ein anderes Passwort zu nutzen, erhöht zusätzlich die Sicherheit und kann sich mit einem Passwort-Manager weniger mühsam gestalten. Die Zwei-Faktor-Authentifizierung schützt zusätzlich vor einem ungewollten Einloggen Dritter. Schließlich runden ein aktueller Browser und eine gute Antivirensoftware den Schutz ab. Wird beim Besuchen einer Website eine Sicherheitswarnung eingeblendet, sollte diese ernstgenommen werden.
Abschließende Gedanken
Die Sicherheit von mobilen Plattformen und herkömmlichen Webseiten unterscheidet sich, was sich hauptsächlich durch ihre unterschiedliche Funktionsweise bedingt. Smartphones, vor allem jene mit dem iOS-Betriebssystem, bieten durch strenge Appkontrollen und abgeschotteten Systemen meist einen robusten Schutz, mit dem Endanwender beruhigt schlafen können. Nichtsdestotrotz sind diese anfällig für schädliche Apps oder einen Geräteverlust. Webseiten hingegen überzeugen mit ihrer Benutzerfreundlichkeit, doch durch Phishing, schlecht programmierten Inhalten oder nicht gesicherter Werbung gefährden diese die Sicherheit der Nutzer. Bankingapps besitzen dank ihrer direkten Verschlüsselung oft einen Sicherheitsvorteil gegenüber Webseiten, doch gefälschte Apps können die Nutzer schnell täuschen.
Entscheidend bleibt das eigene Verhalten: starke Passwörter, regelmäßige Updates und Vorsicht bei besuchten Links schützen in beiden Welten. Mit dem eigenen wachsamen Handeln und einfachen Maßnahmen lässt sich das Sicherheitsrisiko minimieren, egal ob man eine App oder eine Webseite verwendet. Die Zukunft bringt zwar bessere Schutztechnologien, aber auch raffiniertere Angriffe, weshalb das Thema Aufmerksamkeit weiterhin der Schlüssel zu mehr Sicherheit bleibt.
Sie können seriöse Webangebote also nach wie vor bedenkenlos besuchen, ob nun per mobiler App oder über die herkömmliche Website. Das Sicherheitsrisiko lässt sich so für Endanwender auf ein Minimum reduzieren. Eine 100-prozentige Sicherheit gibt es jedoch nicht – wie bei nahezu allem im Leben.
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2. Bärenjagd, geschrieben von Florian Flade und Georg Mascolo, veröffentlicht auf Sueddeutsche.de
6. Data Breach Investigations Report 2025, geschrieben von Verizon, veröffentlicht auf verizon.com