In Großburgwedel wurde der Volkstrauertag mit Gottesdienst und Kranzniederlegung begangen

Dr. Jobst Reller spricht in seiner Predigt über die Bedeutung von Gesellschaft und Miteinander.

Seit bald 80 Jahren haben sich die Menschen in ganz Deutschland alljährlich am Volkstrauertag zu den Ehrenmalen und Kriegsgräbern begeben, um der Toten und der Opfer von Gewaltherrschaft, Terror und Vertreibung zu gedenken und gemeinsam für den Frieden in Europa und der Welt einzustehen. Seit dem 24. Februar 2022 ist alles anders. Der russische Präsident Wladimir Putin hat wider gesundem Menschenverstand alle Regeln des friedlichen Miteinanders gebrochen und völkerrechtswidrig den Angriff seines Militärs gegen die Ukraine befohlen. Unzählige Menschen sterben seitdem oder leiden sehr darunter. 

Auch in unserer Heimat wird über die schlimmen Ereignisse am Südostrand Europas gesprochen. Und das umso mehr und umso intensiver am heutigen Volkstrauertag. Gerade die Menschen, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt oder damals Familienangehörige verloren haben, können nicht verstehen, warum ein Krieg selbst in der heutigen Zeit auf unserem Kontinent wieder Realität werden konnte. 

Der Volkstrauertag in Großburgwedel mit Kranzniederlegung wurde in diesem Jahr wieder im größeren Kreis zelebriert. Deutliche und eindringliche Worte fand die Pastorin Bodil Reller von der evangelisch-lutherischen St.-Petri-Gemeinde. Sie verdeutlichte, dass wir heute an die Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker denken, dass wir der Soldaten gedenken, die in den Weltkriegen starben, auch der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft, als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren haben. In das Gedenken einbezogen wurden die Menschen, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden, Teil einer Minderheit waren oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde. Auch wurde heute derer gedacht, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben, und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festgehalten haben. Hinzu kam die Trauer um die Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, um die Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, um die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. Gedacht wurde am heutigen Volkstrauertag auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt Opfer geworden sind, und der Opfer von Terrorismus und Extremismus, Antisemitismus und Rassismus in unserem Land. 

Der Bruder von Bodil Reller, Dr. Jobst Reller, war eigens für die Gastpredigt von Hermannsburg nach Großburgwedel gereist. Er stellte in seinen Worten besonders die Bedeutung einer funktionierenden Gesellschaft in den Vordergrund. In seine Predigt bezog Reller, der im Landeskirchenamt für die kirchliche Begleitung von Menschen aus dem Iran zuständig ist, die von der Chorgemeinschaft Großburgwedel-Wettmar gesungenen Lieder "Blowing in the Wind", "Tebe pojem" und "Ich bete an die Macht der Liebe" mit ein. Deren Chorleiter, Matthias Blazek, hatte er, wie er erzählte, in seiner Militärverwendung in Munster bei den Militärgottesdiensten näher kennengelernt. 

Im Anschluss an den Gottesdienst fand unter großem Anklang die Kranzniederlegung auf dem Friedhof statt. Aufgestellt waren die Vereinsfahnen, eingefunden hatten sich neben Menschen aus dem Ort der Männerchor, die Freiwillige Feuerwehr, der Musikzug und der Ortsrat. Ortsbürgermeister Rolf Fortmüller ging ausführlich auf die schlimmen Ereignisse in der Ukraine ein. Er fand dabei passende Worte, die den Menschen aus den Herzen sprachen. Unterstützung fand Fortmüller bei einer Gruppe von der Pestalozzi-Stiftung, die Textbausteine vortrug und Windlichter aufstellte. 

"Der Volkstrauertag in Großburgwedel war ein gutes Beispiel dafür, wie man angemessen gedenken und Unrecht in Worte fassen kann", urteilt Chorleiter Matthias Blazek.