Cannabis – Sorten und Eigenschaften

Alle existierenden Cannabis-Sorten gehen auf drei Urtypen zurück.

Die Legalisierung von Cannabis steht vor der Tür. Minister Lauterbach gelang dabei nicht der ganz große Wurf. Denn anstatt einer kompletten Liberalisierung wird der Prozess in zwei Etappen aufgeteilt, die zudem mit erheblichen Einschränkungen verbunden sind.

Die für die Millionen Cannabis-Konsumenten hierzulande wichtigsten Änderungen erschließen sich aus der Tatsache, dass Cannabis von der Liste der verbotenen Substanzen gestrichen wird. Zudem dürfen Erwachsene zukünftig bis zu 25 Gramm besitzen. Dadurch wird die Szene entscheidend entkriminalisiert. Außerdem wird es zukünftig erlaubt sein, drei Pflanzen für den Eigenbedarf anzubauen. Daher ist es an der Zeit, näher auf die Qualitäten der verschiedenen Cannabis-Sorten einzugehen.

Unterschied zwischen Nutzhanf und herkömmlichen Cannabis

Cannabis ist eine Jahrtausende alte Nutz- und Heilpflanze. Aufgrund des derzeit noch geltenden rigiden Cannabis-Verbots wurde ihre Anwendung jedoch stark eingeschränkt. Erst ab den neunziger Jahren des letzten Jahrhunderts zeichneten sich erste Lockerungen ab. Dies betrifft vor allem Pflanzen, bei denen der berauschende Wirkstoff Tetrahydrocannabinol (THC) herausgezüchtet wurde.

Die Blüten dieser Pflanzen dienen einerseits zur Herstellung von Cannabidiol (CBD), welches in der Kosmetik und als Nahrungsergänzungsmittel Verwendung findet. Obendrein werden die Fasern als Dämmstoff und bei der Herstellung von Textilien genutzt. Eine weitere Anwendung finden die Samen von Nutzhanf in der Produktion von hochwertigen Speiseölen.

Bei der sich nun anbahnenden Legalisierung dreht es sich vor allem um Cannabis-Sorten, die für medizinische Zwecke schon erlaubt sind und in absehbarer Zeit für den Freizeitgebrauch freigegeben werden. Diese zeichnen sich durch einen hohen THC-Gehalt aus und werden vornehmlich in schmerztherapeutischen Anwendungen verschrieben. Zukünftig kann hochwertiges Saatgut legal im Online-Shop bestellt werden, damit der Eigenanbau erfolgen kann.

Tausende Spezies, drei Urtypen

Professionelle Grower, wie die Züchter von Cannabis im Fachjargon genannt werden, sind sehr einfallsreich und fleißig. Vornehmlich in den Niederlanden und Kanada vergeht kein Tag, an dem nicht eine neue Sorte das Tageslicht erblickt.

Ziel dieser Bemühungen ist es, den THC-Gehalt zu steigern, die Wachstumsphasen zu verkürzen und für einen kompakten Wuchs zu sorgen, damit der Anbau so platzsparend wie möglich erfolgen kann. Alle neuen Sorten lassen sich auf drei Ur-Spezies zurückverfolgen.

Cannabis Sativa – der uneingeschränkte Star unter den Cannabispflanzen

Cannabis Sativa wurde für die Wissenschaft schon im Jahre 1753 vom schwedischen Naturforscher Carl von Linné entdeckt. Sie ist in tropischen Zonen rund um den Äquator beheimatet. Aufgrund der ganzjährig hohen Sonneneinstrahlung erreicht die Pflanze eine Höhe von bis zu sieben Metern. Sie kann auch hierzulande angebaut werden, wird dann aber nur etwa zwei Meter groß.

Sativa ist die bekannteste Cannabis-Sorte und besitzt von Natur aus einen hohen Anteil an THC. Durch den Konsum wird ein eher zerebraler Rausch ausgelöst, den Anwender als anregend und motivierend beschreiben. Er wirkt bewusstseinserweiternd und appetitanregend. Obendrein ist THC ein Hauptbestandteil von Medizinalcannabis. Der Wirkstoff kann entzündungshemmend wirken und wird daher in Medikamenten verarbeitet, die die Symptome chronischer Schmerzpatienten mildern.

Cannabis Indica – klein, aber fein

Cannabis Indica hat seine Ursprünge in der Region, die heute von Afghanistan, Pakistan und Indien eingenommen wird. Sie wurde im Jahre 1785 vom französischen Entwicklungsforscher Jean-Baptiste Lamarck entdeckt und nach ihrem Fundort benannt. Indica benötigt eine ausgedehnte Trockenzeit und besitzt einen gedrungenen, kompakten Wuchs. Die Blätter sind fleischiger als die der Sativa und sind tiefgrün gefärbt.

Reine Indica-Sorten weisen einen relativ hohen CBD-Anteil auf, sodass die Blüten eher dann zur Anwendung kommen, wenn ein körperlicher Rausch gewünscht ist, der mehr auf Entspannung und Stressabbau ausgerichtet ist.

Cannabis Ruderalis – der Freund der Züchter

Cannabis Ruderalis ist eine Entdeckung aus dem Jahre 1926, die dem russischen Botaniker Dimitrij E. Janischewsky zugeschrieben wird. Ihre ursprüngliche Heimat befindet sich in den kühlen Regionen Chinas, Russlands und Norwegens. Die Pflanze produziert keine nennenswerten Mengen an THC und CBD. Für die Züchtung ist Ruderalis allerdings unabdingbar.

Dies liegt an zwei Eigenschaften, die dann hervortreten, wenn Ruderalis mit THC-haltigen Spezies gekreuzt wird. Zum einen sind solche Züchtungen von sehr kleinem Wuchs. Dadurch eignen sie sich für den Anbau sowohl in großen Gewächshäusern als auch im heimischen Garten oder im Hinterzimmer. Vor allem aber ist eine solche Pflanze selbstblühend (autoflowering). Sie bildet unabhängig von den Jahreszeiten ihre Knospen aus und lässt mehrere Ernten im Jahr zu.