Toter Wolf verschwindet spurlos

Die Jägerschaft Burgdorf möchte einen überfahrenen Wolf zu Lehr- und Forschungszwecken präparieren lassen. Der Kadaver ist im Regionshaus Hannover allerdings unter mysteriösen Umständen verschwunden.

Nach dem Washingtoner Artenschutzabkommen und dem Bundesnaturschutzgesetz steht der Wolf (canis lupus) in Deutschland unter strengstem Schutz. Umso unverständlicher ist es, dass nun ein toter Wolf aus dem Regionshaus anscheinend entweder gestohlen wurde oder unterschlagen wird.

Wie der Regionsabgeordnete Oliver Brandt die Situation beschreibt: "Am 15. April 2015 wurde bei Großburgwedel auf der A7 ein Wolf überfahren. Die Jägerschaft Burgdorf e.V. hatte sich am selben Tag an das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz gewandt. Sie bat darum, dass ihr der Kadaver ausgehändigt würde, damit daraus ein Präparat zu Bildungs-, Lehr- und Forschungszwecken hergestellt werden könnte. Sie hat einen Antrag auf eine Ausnahme vom Besitzverbot nach § 44 Abs. 2 Nr. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes gestellt. Am 8. Februar 2016 beschied die Region Hannover als zuständige Behörde diesen Antrag positiv. In der Folge musste der Kadaver ausfindig gemacht werden. Der Wolf wurde am 8. Februar 2016 von der Region Hannover vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung abgeholt und sollte zur Verwahrung an das LAVES, Hildesheimer Straße 20, in Hannover verbracht werden. Er ist allerdings anscheinend nie in der Region Hannover angekommen beziehungsweise sein Verbleib soll offensichtlich vertuscht werden. Amtstierarzt Dr. Schiemanski konnte oder wollte der Jägerschaft Burgdorf keine Auskunft über den Verbleib des Wolfes geben."

Angesichts der politischen bzw. öffentlichen Debatten "rund um den Wolf" sei, so Brandt, der Verbleib des hier betreffenden Wolfes auch für die breite Bevölkerung von öffentlichem Interesse. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die vorgenannte Ausnahmegenehmigung selbstredend bereits nach außen kommuniziert wurde und mithin zahlreiche Bürger, insbesondere rund um Burgdorf, auf die Präsentation des präparierten Wolfes warten und dem Präparat mit großem Interesse entgegensehen würden.

Hans-Otto Thiele, Vorsitzender der Jägerschaft Burgdorf, hat mittlerweile unter anderem Innenminister Pistorius und Bundeslandwirtschaftsminister Schmidt, Landwirtschaftsminister Meyer sowie das Niedersächsische Wolfsbüro eingeschaltet. Die Politiker sowie das Niedersächsische Wolfsbüro werden um Unterstützung gebeten, damit die Jägerschaft Burgdorf den Wolfskadaver endlich erhalte und ihn für Schul-, Lehr- und Forschungszwecken präparieren lassen kann.

Oliver Brandt, Presseobmann der Jägerschaft sowie CDU-Regionsabgeordneter und Mitglied im Umweltausschuss hat eine schriftliche Anfrage an die Regionsverwaltung gestellt. Sie lautet:

  1. Wo befindet aktuell sich der Wolf?
  2. Wo befand sich der Wolf seit seinem Abtransport aus Berlin?
  3. Wem gehört beziehungsweise gehörte zum jeweiligen Zeitpunkt juristisch gesehen der überfahrende Wolf?
  4. Angeblich soll der Wolf von Umweltminister Wenzel nach Holland verschenkt worden sein. Trifft dies zu? Auf welcher Rechtsgrundlage geschieht dies? Handelt es sich in diesem Fall um Diebstahl oder Unterschlagung?
  5. Wie gelangt die Jägerschaft Burgdorf e. V. rechtmäßig in den Besitz des Wolfes, um ihn gemäß der vorliegenden Ausnahmegenehmigung der Region Hannover präparieren zu lassen?
  6. Aus welchen Gründen versucht die Region Hannover bisher den Verbleib des Wanderwolfes zu vertuschen?
  7. Unterstützt die Region Hannover nunmehr die Jägerschaft Burgdorf bei Ihren Bemühen den Wanderwolf zurückzuerhalten, um ihn zu Bildungs-, Lehr- und Schulungszwecken präparieren zu lassen?

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