Gedenkstätte Ahlem: Lyrik gegen das Vergessen

Ursula Illert und Anka Hirsch.Foto: Deff Ballin

Es war eine Reise nach Polen im Jahr 1979, bei der der Germanistikstudent Michael Moll in Gesprächen mit ehemaligen KZ-Insassen, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern von den Gedichten erfuhr, die in den Ghettos und Konzentrationslagern entstanden waren. Diese Zeugnisse der Vernichtungsmaschinerie, geschrieben von den Opfern, berührten den jungen Moll so sehr, dass er sie sammelte und aufschrieb. Von den insgesamt 350 lyrischen Dokumenten veröffentlichte er einen Teil im Schüren Verlag, der Titel: "Lyrik gegen das Vergessen". Diese Texte präsentiert Schauspielerin Ursula Illert bei einer Lesung in der Gedenkstätte Ahlem am Sonntag, 15. April 2018, 15 Uhr. Begleitet wird sie von der Musikerin Anka Hirsch, die eigene Kompositionen für Violoncello dazu spielt.

Der Student Michael Moll wollte etwas gegen das Vergessen unternehmen. Er sammelte alle Gedichte, die er finden konnte: "Hilferufe auf Papierfetzen gekritzelt oder in Zellenmauern geritzt, von Überlebenden mitgebracht, bei der Befreiung der Elendsstätten in Verstecken entdeckt, von Angehörigen aufgehoben und weitergegeben", wie in "Vorwärts" am 18. Juni 1988 zu lesen war. Moll veröffentlichte die kommentierte Anthologie unter dem Titel "Gedichte aus nationalsozialistischen  Gefängnissen, Ghettos und KZs" 1983 als Magisterarbeit an der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Sieben Jahre lang suchte er einen Verlag dafür. 1991 konnte er dann 80 Gedichte seiner Anthologie beim Schüren Verlag in Marburg herausgeben. Der Titel: "Lyrik gegen das Vergessen". Seitdem organisiert die Mitherausgeberin Barbara Weiler Lesungen. Als Interpretin gewann sie Schauspielerin Ursula Illert, die das Programm aus Molls Magisterarbeit zusammenstellte.